Deutschland und die Gentechnik. Das passt irgendwie nicht zusammen. Wirtschaftlich ist das ein hochinteressantes Betätigungsfeld, denn die Industrie erhofft sich hohe Einsparpotentiale durch gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen. So könnten Kühe noch mehr Milch geben, Weizen wäre widerstandsfähiger und könnte ohne teure Pestizide angebaut werden – und die Unternehmen, die die Gentechnik anbieten könnten sich eine goldene Nase verdienen. Doch frei von Zweifeln ist die Gentechnik nicht, abgesehen von ethischen Zweifeln gibt es auch Bedenken, dass Gentechnik Mensch und Natur schaden könnte. Dennoch möchte nun ein Bauer – keine 20 Kilometer von Hoyerswerda entfernt – auf größeren Flächen Genmais anbauen.
Genmais bei Hoyerswerda?
Der Kreisverband Bautzen von Bündnis 90/Die Grünen informiert per Pressemitteilung, dass ein Landwirt Genmais bei Wiednitz anbauen möchte. Diese Flächen liegen keine zwanzig Kilometer südwestlich von Hoyerswerda. Aber wie ist das möglich? Der Anbau von Genmais ist doch in Deutschland verboten oder?
Richtig. Basierend auf der Freisetzungsrichtlinie der Europäischen Union (Artikel 23 2001/18/EG) ist es aber den einzelnen EU-Ländern erlaubt, in ihrem Land den Anbau der gentechnisch veränderten Pflanzen vorübergehend – bis die Risiken überwacht werden lönnen – zu untersagen. Nachdem dies bereits von 2000 bis 2004 in Deutschland galt, sorgte Umweltministerin Ilse Aigner 2009 wieder dafür, dass Gentechnik auf deutschen Feldern tabu bleibt. Dennoch haben die Landwirte die Möglichkeit, schon jetzt Anbauflächen für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen anzumelden. Dies wird im Standortregeister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vermerkt. So eben auch die Flächen bei Hoyerswerda. Auf mehr als 280.000 m² soll hier der gentechnisch veränderte Mais MON-00810 der Firma Monsanto ausgebracht werden.
Ob es sinnvoll ist, am Rande des Lausitzer Seenlandes Genmais anzupflanzen und zu riskieren, dass die Maispollen sich z.B. in Richtung Dubringer Moor verbreiten, das ist durchaus zu diskutieren. Doch bisland bedeutet diese Eintragung nur sehr wenig, da es ja weiterhin ein Anbauverbot gibt, bis zum Sommer müsste ja die Aussaat erfolgen, damit der Antrag für 2012 Sinn macht. Bis dahin ist nicht mit einer Freigabe zu rechnen. Was also bezweckt der Landwirt oder vielleicht ja die Firma Monsanto damit? Ich glaube, sie wollen die Akzeptanz der Regionen prüfen, denn wenn man sich die Anträge in diesem und im vergangenen Jahr ansieht, merkt man, dass immer wieder andere Städte anfragen, ein bisschen nach dem Zufallsprinzip. Und wenn sich eine Region eben nicht gegen die Pläne zur Wehr setzt, dann wird nach einer Freigabe der gentechnisch veränderten Pflanzen, diese Region als Dankeschön mit Genfeldern bedacht.
Man muss nicht Sympatisant der Grünen sein, man muss kein Umwelt- und Naturschützer sein, man muss kein Gläubiger sein, um sich gegen gentechnisch veränderte Futter- und Lebensmittel zur Wehr zu setzen.