Hoyerswerda – das ist die Stadt des Computer-Entwicklers Konrad-Zuse. Die Stadt der „Verlierer“. Die Stadt im Abriss. Die Stadt der „Rechten“. Die Stadt inmitten des Seenlandes. Die Stadt… – Vieles verbinden die Menschen mit dem Namen der Stadt Hoyerswerda. Doch Hoyerswerda ist in den letzten Jahren neben den sich immer weiter ausbreitenden „Grünflächen“ auch ein anderes Phänomen zu beobachten gewesen: Hoyerswerda entwickelt sich zum „Home of the Schlagloch“. Hoyerswerda, die Chlagloch-City im wilden Osten. Und jeder Autofahrer, der die Straßen unserer Stadt passieren darf und auch abseits der beiden Bundesstraßen unterwegs ist, wird dem zustimmen können. Dabei ist das Problem „hausgemacht“.
Denn in die Subtanz wird nicht investiert. Tun sich Schlaglöcher auf, dann werden diese irgendwann einmal mit billigem Heißmischgut (hier kostet die Tonne Asphalt zirka 75 € in der Beschaffung, während hochwertiges Kaltmischgut schnell über 800 € pro Tonne kosten kann) aufgefüllt, ein wenig festgestampft und dann hält das auch – bis zum nächsten Winter zumindest. Seltener werden Teile der Straße ganz „ausgebaut“ (ausgeschnitten) und professionell gefüllt, denn das kostet noch mehr. Und so nimmt der Zustand der Straßen immer weiter ab. Wenig verwunderlich ist, dass natürlich insbesondere unsere Betonpisten schon nach wenigen Wochen den gleichen schlechten Zustand haben, wie vor der Flickerei – beide Materialien haben einen unterschiedlichen Längenausdehnungskoeffizienten – vereinfacht gesagt, dehnt sich Beton bei Wärme weniger aus, als das Asphaltgemisch und zieht sich bei Kälte weniger zusammen. So ist das Auseinanderbröckeln bei Termperaturschwankungen vorprogrammiert. Das wäre quasi der erste hausgemachte Punkt.
Tatsächlich liegt das Problem natürlich woanders. Die Mitarbeiter im Bauhof sind ja nicht bekloppt und wissen sebstverständlich, dass das, was sie da machen alles andere als optimal ist. Doch es fehlt schlicht und einfach das Geld. Im Rahmen der Haushaltssanierung (hier sei auch wieder gern an das sogenannte Haushaltskonsolidierungskonzepts erinnert) sind die Mittel für die Instandhaltung der Straßen weiter gesunken. Doch der jüngst zu Ende gegangene Winter hat weitere Spuren an unseren Straßen hinterlassen. Laut Mitteilung der Stadt an den Sächsischen Städtetag beträgt der neu dazugekommene Schaden allein an den Straßen im Stadtgebiet 165.500 Euro plus 20.000 Euro für die Gehwege und weitere 37.500 Euro in den Gemeinden. Wir reden also über eine Summe in Höhe von 223.000 Euro, die nur zur Beseitigung der Schäden aus diesem Winter nötig wäre. Das ist für Hoyerswerda nicht zu stemmen und so werden vor allem zunächst jede Straßen notdürftig hergerichtet, die am kaputtesten sind. Laut Liste sind das die Albert-Einstein-Straße, der Knoten Bautzener Allee/Külzstraße, die Rosa Luxemburgstraße, die Alte Berliner Straße (inklusive Gehweg), die S95 und der Gehweg in der Steinstraße. Nur um hier den Verkehrssicherungspflichten nachzukommen, werden zunächst einmal über 60.000 € benötigt. Kein Pappenstiel. Angesichts der Haushaltslage – die eingeplanten Mittel reichen nach der erneuten Kürzung natürlich nicht im Ansatz aus – muss jede Einzelmaßnahme auf „Unabweisbarkeit“ geprüft werden. Also nur, wenn es wirklich nicht anders geht und die Sicherung mit Verkehrsschildern nicht mehr ausreicht, dann darf diese Flickschusterei betrieben werden. Das städtische Tiefbauamt kapituliert daher und teilt dem Stadtrat mit:
Hierbei wird wiederum darauf hingewiesen, dass nicht alle Schäden beseitigt werden können.
´Nur einen Hoffnungsschimmer gibt es:
Im Falle einer Förderung der Winterschadensbehebung kann in Abhängigkeit der Förderhöhe natürlich eine umfangreichere Instandsetzung des Straßennetzes erfolgen als ohne Fördermittelbereitstellung.
Am Ende heißt aber auch das nur, dass mehr Stellen notdürftig geflickt werden können. Eine grundhafte Erneuerung der Straßen ist nicht vorgesehen und nicht finanzierbar.
Oder vielleicht doch? Wenn man von Notfallmedizin auf Präventivmedizin umstellen würde, dann könnte das Problem auf mittlere Sicht gelindert werden. Grundidee wäre, nicht jedes Jahr die Löcher zu flicken, sondern die schlimmsten und meistbefahrenen Straßen einfach durch eine grundlgendende Straßensanierung zu erneuern. Dafür gibt es unterschiedlichste Methoden, die die eigentliche Straße mit Unterbau für den Bau der neuen Fahrbahn mitnutzen. Würde man also jedes Jahr, einige der schlimmsten Straßen auf diese Art grundhaft erneuern, würden die Kosten für Reparaturen an diesen Straßen entfallen können und so könnten in den Folgejahren weitere Straßen erneuert werden. Die Firma Egli aus Ottobeuren stellt solche Verfahren auf Ihrer Internetseite vor. Und ich muss sagen – das wäre doch DIE ALTERNATIVE, oder?
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[…] Bereits vor zwei Jahren berichtete Hoyerswerda lebt! über die schweren Schäden an unseren Straßen…Und schon damals wiesen wir darauf hin, dass ein Verfahren, in dem zwei grundverschiedene Werkstoffe miteinander verbunden werden, kaum erfolgversprechend sein kann. […]