Geschichtsstunde: Das größte Fußballspiel, das Hoyerswerda je erlebt hat…

Das Programmheft zum Hoyerswerdaer Jahrhundertspiel.

Das Programmheft zum Hoyerswerdaer Jahrhundertspiel.

Da offensichtlich bei vielen Bloglesern das Interesse am Fußball aus der Zuse-Stadt ungebrochen groß ist, machen wir heute eine Geschichtsstunde. Man kann es sich im heutigen Fußball-Hoyerswerda kaum vorstellen, aber noch bis vor weniger als zehn Jahren war Hoyerswerda eine Fußballmacht. Begründet von der BSG Aktivist Schwarze Pumpe, die später auch als FSV Hoyerswerda große Erfolge hatte, an die nach der Umbenennung in FC Lausitz Hoyerswerda nicht mehr angeknüpft werden konnte. Doch am 22. September 1984 sollte der Fußball seinen besuchertechnischen Höhepunkt erreichen…

 
Die Saison 1984/85 sollte für DDR-Ligist Aktivist Schwarze Pumpe eien echte Knallersaison werden. Denn wieder stand eine Ligareform im DDR-Fußball an. Die fünfstafflige DDR-Liga wurde wieder auf zwei Staffeln verkleinert. Dadurch waren auch die Gegner viel Gewichtigere. Hießen die Kontrahenten vorher noch Gröditz, Vorwärts Dessau oder Chemie Döbern, ging es nun gegen Union Berlin, Dynamo Schwerin oder Oberliga-Absteiger Energie Cottbus. Und der Start in die neue Liga verlief auch gleich viel versprechend. Gleich zum Auftaktspiel gegen Oberligaabsteiger Union Berlin gelang ein 2:1-Erfolg vor über 7.500 euphorischen Zuschauern Dann folgte in der ersten Runde des FDGB-Pokals ein Heimspiel gegen DDR-Ligist Dynamo Eisleben. Das sichere 2:0 bestätigte den Trend. Doch es folgte eine Niederlage bei der Oberliga-Reserve des BFC Dynamo, der Beginn einer englischen Woche. Am Mittwoch folgte dann im Heimspiel gegen Dynamo Schwerin erneut ein Heimsieg – 1:0 stand es beim Abpfiff. Am Sonntag folgte dann ein 0:0 bei Stahl Eisenhüttenstadt. Eine erfolgreiche Woche und ganz Hoyerswerda war schon in freudiger Erwartung auf das FDGB-Pokalspiel gegen den großen FC Magdeburg. Doch davor war noch ein Spiel gegen Bau Rostock. Trotz der Ablenkung sprang immerhin ein Pünktchen beim 1:1 im Jahnstadion heraus. Dann war es endlich soweit.

Es war das Spiel des Jahrzehnts, ein Höhepunkt, von dem Fußballfans noch heute schwärmen. Am 22. September 1984 erzitterte das ehrwürdige Jahnstadion. Nie wieder da gewesene 12.000 Fans waren dabei – kletterten auf Bäume, reihten sich dicht an dicht auf den alten Stehplatz-Traversen und mehrfach musste Stadionsprecher Günther Meister die Schlachtenbummler per Durchsage auffordern: „Liebe Sportfreunde, rücken sie noch ein Stück zusammen, damit alle reinpassen!“ Aber wieso waren denn gleich 12.000 Fans da, es durften ja nur 10.000 rein? Richtig, offiziell waren auch nur 10.000 Zuschauer da, als dann aber immer mehr Fans den großen Gast sehen wollten, wurde einfach munter weiter verkauft – ergab eine hübsche Nebeneinnahme, da auch zu DDR-Zeiten Pokalgelder geteilt werden mussten.

Und dennoch begannen die die Gäste – die mit voller Oberligakapelle angereist waren – um Auswahlspieler Joachim Streich wie die Feuerwehr, zogen schnell mit 2:0 in Führung. Doch die Gastgeber kamen zurück ins Spiel, kämpften um ihre Chance gegen den großen FCM. Nach dem Anschluss gelang Hartmut Jank der Ausgleich in der 85. Minute durch einen Strafstoß. Da sich bis zum Schlusspfiff kein Torwart mehr überwinden ließ, mussten die Spieler in die Verlängerung gehen. Und da waren die Profis aus Magdeburg natürlich überlegen, während einige Pumpe-Kicker mit Wadenkrämpfen zu kämpfen hatten. Für Greenhorn Thomas Schmidt war es vielleicht das Spiel des Lebens, meldete er den hundertfachen Nationalkicker Streich doch komplett ab.

Dennoch war Pumpe raus aus dem Pokal und konte sich mit voller Kraft auf den Liga-Wettbewerb konzentrieren. Und trotz einiger Schwankungen sprang einer sicherer Mittelfeldplatz heraus, Pumpe wurde Neunter. Doch die Erinnerung an das Mega-Event mit dem ewigen Zuschauerrekord im Jahnstadion bleibt, trotz der 2:3-Niederlage in der Verlängerung – auch mehr als ein Vierteljahrhundert danach. Trotz großer und zuschauerreicher Spiele im Jahnstadion – so spielte ja auch die DDR-Olympia-Nationalmannschaft in Hoyerswerda – wurde es in den 2000-er Jahren wieder ruhiger im Jahnstadion. Ein Heimspiel im Halbfinale des Sachsenpokals gegen Erzgebirge Aue mit über 1.200 Zuschauern, sowie Testspiele gegen den Bundesligisten 1860 München in 2003 sowie gegen den Bundesligisten Energie Cottbus 2008 und 2010 markieren Ausschläge. Dazu kam das Meisterspiel (FSV Hoyerswerda 2000 gegen FC Lausitz Hoyerswerda 2007) 2007 und das erste Ligaspiel gegen den Hoyerswerdaer SV 1919 im gleichen Jahr. Nun sollen die 2007 noch als Gäste angereisten Ex-Altstädter für ein volleres Stadion sorgen – die bisherigen Zuschauerzahlen auf dem Adler-Sportplatz sprechen da noch eine andere Sprache…

Mehr zur glorreichen BSG Aktivist Schwarze Pumpe gibt es unter http://www.aktivist-schwarze-pumpe.de. Ein Fanshop mit Fanartikeln des Kult-Clubs findet sich unter http://www.aktivist-fanshop.de.

5 Pings

  1. […] Fußball wird es nicht geben. Den wird es ohnehin nie mehr in Hoyerswerda geben – auch, wenn die Fußballgeschichte rund um Aktivist Schwarze Pumpe den FSV Hoyerswerda und kurzzeitig… Die Zeiten kommen aber nicht […]

  2. […] Doch der tiefe Fall lässt sich an den Mitgliederzahlen der Fußballvereine viel deutlicher ablesen.Was waren das noch für Zeiten, als tausende zu den Spieltagen in das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion …Pumpe vertrat HoyWoy damals in der DDR-Liga – der zweithöchsten Spielklasse des Landes. Und […]

  3. […] Jahnstadion sollten viele spektakuläre Schlachten geschlagen werden. Und auch nach der politischen Wende und der Abspaltung der Fußballer vom […]

  4. […] Zeiten und Erfolge. Was waren das für große Schlachten im Jahnstadion? 12.000 Zuschauer beim legendären FDGB-Pokal-Spiel gegen den FC Magdeburg! Volle Ränge bei Nationalmannschaftsspielen der DDR-Nachwuchsteams. Und auch in den Neunziger- und […]

  5. […] Schlachten und einmaligen Spielern schwärmen. In den Geschichtsbüchern, so zum Beispiel mit dem legendären Pokalspiel der BSG Aktivist Schwarze Pumpe gegen den FC Magdeburg 1984. Und natürlich auch im Fußball […]

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