Es gibt mal wieder große Überschriften, denen zufolge Hoyerswerda Schlusslicht sein soll. Gut, meist ist das auch gar nicht so falsch. Aber in diesem Fall? Das Immobilienportal ImmobilienScout24 will festgestellt haben, dass Hoyerswerda deutschlandweites Schlusslicht bei barrierefreien Wohnungen sei.
Grundlage dieser „Analyse“ sei demnach die Anzahl der Wohnungen, die auf dem Immobilienportal angeboten worden sein sollen, die als barrierefrei gekennzeichnet waren. Daraus wurde dann ein Städteranking ermittelt, das von Freiburg im Breisgau mit 18,3% Anteil angebotener barrierefreier Wohnungen angeführt wurde. Hoyerswerda hat die Aufgabe übernommen, öffentlichkeitswirksam die rote Laterne tragen zu dürfen, hier seien nur 0,4 % der angebotenen Wohnungen als barrierefrei markiert.
Dass diese Statistik „hinkt“, sieht man auf den ersten Blick. Wenn nämlich angebotener Wohnraum gar nicht als barrierefrei auf diesem Portal angeboten wird, dann zählt das nicht. Und natürlich werden nur angebotene Wohnungen gezählt. Wohnraum, der bereits vermietet und genutzt ist, zählt nicht. Wohnraum, der nicht bei Immobilienscout gemeldet ist, zählt nicht. Eine ziemlich beknackte Statistik ist das also. Und was ist mit den vielen Mietern, die schon seit 10 Jahren oder deutlich länger in ihren barrierefreien Wohnungen leben? Zählt ntaürlich auch nicht.
Mal ein Beispiel. Die Lebensräume bieten derzeit eine „Single-Wohnung“ im Hochhaus Albert-Schweitzer-Straße 24 an. Hochhauswohnungen sind weitestgehend das, was Menschen mit körperlichen Gebrechen und Einschränkungen brauchen, da sie nicht zu viele Treppen steigen müssen – die Hochhäuser sind mit Fahrstühlen ausgestattet. Doch als barrierefrei wird die Wohnung nicht offeriert.
Und im Wohnungsbestand der Lebensräume mit ihren über 6.000 Wohnungen und der Wohnungsgesellschaft mit rund 8.000 Wohnungen finden sich mehr als nur eine hand voll Wohnungen mit Aufzug. Dazu kommen dann auch die tatsächlich grundauf barrierefrei gestalteten Wohnungen und die vielen altersgerechten Neubauten der beiden Großvermieter.
Hoyerswerda mit ihrem besonders hohen Anteil an alten Bewohnern ist eine Stadt, die sich im besonderen Maße auf Barrierefreiheit konzentriert und das in Zukunft auch weiterhin tun muss. Schlusslicht ist unsere Stadt damit keinesfalls. Nur die Realität findet eben auf dem Immobilienportal nicht statt.