Manchmal will man Gutes tun, kann es nicht so recht vermitteln und fühlt sich missverstanden. So ähnlich muss es derzeit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden ergehen. Denn die wollen den Sportbund Lausitzer Seenland finanziell unterstützen, doch das kommt bei den betroffenen Sportlern nicht so gut an.Die ganze Geschichte liegt aber auch schon lange zurück. Seit vielen Jahren klagen die Sportler – vollkommen zu Recht! – über nicht hinnehmbare Trainings- und Wettberwebsbedingungen im Jahnstadion. Insbesondere die Kunstrasenplätze waren hinüber. Die Stadt hatte die notwendigen Sanierungsmaßnahmen immer wieder verschoben, da kein Geld vorhanden war. Nach der Aufgabe des Sportplatzes am Adler trainierten nun fast alle Teams der Stadt im Winter auf nur diesem einen Kunstrasenplatz.
Hier sprang nun der Sportbund Lausitzer Seenland als Betreiber des Jahnstadions ein und organisierte Geld für die nötige Sanierung. Die Gesamtkosten für die Sanierung des Kunstrasenplatzes plus den kleinen Kunstrasen „Arena“ sollte 330.000 Euro kosten. Wenig überaschend waren die Kosten dann doch etwas niedriger – so wie wir das bereits prognostiziert hatten – und es war Gelf für eine neue Flutlichtanlage auf dem Nebenplatz an der Tankstelle übrig. 45.000 Euro kostete diese Erleuchtung!
Doch woher das Geld nehmen? 99.517 Euro kommen vom Land Sachsen als Fördermittel (30%), für den Rest muss der Sportbund gerade stehen. Das sollte über einen Partner erfolgen: Die Ostsächsische Sparkasse Dresden gibt zirka die Hälfte des fehlenden Geldes. Doch Samariter arbeiten im Geldinstitut natürlich nicht. Es ist eine Gegenleistung vereinbart worden, die möglichst lange „geheim“ gehalten wurde. Der Deal war offensichtlich, dass die Sparkasse das Namensrecht am Stadion erwirbt. Der wenig kreative neue Name lautet: „Sparkassen-Stadion Hoyerswerda“.
Und das ist der Anstoß für große Aufregung in der Fußballergemeinde. Denn so ein Stadionname ist nicht einfach nur ein Name. Er vermittelt Identität und erinnert an große Zeiten und Erfolge. Was waren das für große Schlachten im Jahnstadion? 12.000 Zuschauer beim legendären FDGB-Pokal-Spiel gegen den FC Magdeburg! Volle Ränge bei Nationalmannschaftsspielen der DDR-Nachwuchsteams. Und auch in den Neunziger- und Nullerjahren volle Ränge bei Spielen gegen Dynamo Dresden, FC Schönberg , FC Energie Cottbus, FC Sachsen Leipzig oder Tennis Borussia Berlin. Alles das gehört zur großartigen Geschichte des Jahnstadions. Und der Name Friedrich-Ludwig-Jahn ist eben auch Verpflichtung für den Vater der deutschen Turnbewegung (der in der Geschichtssprechung nicht unkritisch gesehen wird)!
Dazu kommt, dass die Sportstätte ein städtisches Stadion ist. Es gehört der Stadt, wurde an den Sportbund Lausitzer Seenland vberpachtet und wird von vielen Hoyerswerdaer Vereinen rege genutzt. Der Stadionname ist somit ein Wert, den die öffentliche Hand inne hat und den man nicht mal eben für eine Einmalzahlung hergeben sollte. Insbesondere die publikumsstarken Fußballvereine, die durch regelmäßige Berichterstattung in den Medien erst für die nötige Werbewirkung sorgen, müssen mit ins Boot und müssen finanziell beteiligt werden!
Der Widerstand setzt sich auch im Internet fort. Dort hat sich eine Seite gegründet, die gegen die unkreative Namensgebung und den Ausverkauf der Tradition protestieren will. Schon über 200 Facebook-Nutzer sehen das offensichtlich ebenso und haben die Seite https://www.facebook.com/jahnstadionhoyerswerda „geliked“. Dort findet sich aber nicht nur Fundamental-Opposition, sondern auch auch kreative Vorschläge. Denn das Geld der Sparkasse wird benötigt, das sehen auch die Fußballer ein. Aber einen anderen Gegenwert kann man ja auch anbieten. So sind beispielsweise großflächige Webetafeln im Stadion und am Sozialgebäude gut sichtbar angebracht denkbar (siehe Screenshot oben).
Doch was sagt die Ostsächsische Sparkasse dazu? Sicher werden die PR-Profis auch auf dis Diskussionen angemessen reagieren, oder? Wir haben nachgefragt und Petra Gehlich, Stellvertretende Unternehmenssprecherin, hat uns geantwortet:
Unser geplantes Engagement dient der Unterstützung des Sports in Hoyerswerda. Davon profitieren letztendlich die Vereine. Sponsorings in dieser Form sind im Sport durchaus üblich und legitim. Die mitunter unsachliche Stimmungsmache in den sozialen Medien werden wir nicht kommentieren.
Ja, so kann man es auch machen.
Die offizielle Umbenennung soll wohl im Frühsommer diesen Jahres erfolgen. Wir sind gespannt, ob man vielleicht doch noch den Schritt auf die moderaten Kritiker zu geht und eine Lösung sucht, die von allen Beteiligten als tragbar angesehen werden kann. Im Sinne des Sports und des Erhalts der Tradition wäre es sehr wünschenswert. Menschen, die sich für den traditionellen Namen und gegen den Ausverkauf der öffentlichen Werte aussprechen, darf man nicht als „unsachliche Stimmungmache“ bezeichnen.
P.S. Der Sportbund hat schon vor Monaten die Gesellschaftsräume im Jahnstadion an die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda „verkauft“. Die heißen nun „VBH-VIP-Lounge“ und steuern einen Betrag über 10.000 Euro in den Topf. Nicht schlecht, aber auch hier sehen die Vereine, die erst für die Attraktivität der Räumlichkeiten sorgen, nichts.