Das ist wohl immer einer der angenehmeren Aufgaben, wenn Geschäftsführer gute Zahlen zu verkünden haben. Und wenn die Zahlen nicht so bombastisch sind? Nicht so schlimm, einfach positiv reden und alle glauben, dass es gut ist. So ähnlich muss es wohl auch der scheidenden Zoo-Chefin Carmen Lötsch ergangen sein, die in den kommenden Wochen eine neue Aufgabe nahe ihrer Heimat Stuttgart im badischen Offenburg als Kulturchefin antreten wird. Sie verkündete stolz, dass im abgelaufenen Jahr 131.762 Besucher in Zoo und Schloss gezählt werden konnten. Diese Meldung wurde über Presseagenturen sogar deutschlandweit verbreitet. Ein Erfolg! Wirklich?
Klar, die 2013er Zahlen übersteigen die Besucherströme aus dem vorangegangenen Jahr um 17.383 Gäste. Das ist ein guter Wert. Doch die Zahlen des Vorjahres waren auch besonders enttäuschend, damals berichteten wir vom Besucherschwund und den gefährlichen Folgen für die geplante Zoosanierung.
Das Konzept zur Finanzierung einer umfangreichen Zoosanierung sieht einen Zweiklang aus stetig steigenden Besucherzahlen und gleichzeitig steigenden Eintrittspreisen vor. So wurde im letzten Jahr der Eintrittspreis für Vollzahler von 3,50 € auf 5 € angehoben.
Doch auf lange Sicht müssen die Besucherzahlen weiter steigen – und die Preise. 2015 wäre der Durchschnittspreis von 4,13 € zu erlösen, das entspricht einem Einttrittspreis von 5,50 € für Vollzahler. 2017 sind dann 4,88 € – also 6,50 € für Vollzahler fällig. 2019 sind es 5,25 €, umgerechnet also 7,00 € für Vollzahler, 2021 sind es 6,00 € – das entspricht einem Eintrittspreis von 8,00 € für Vollzahler und 2022 müsste der Vollzahler dann schon 9,00 € löhnen (Durchschnittspreis 6,75 €).
Und bei den steigenden Preisen müssten sich die Besucherzahlen auch massiv steigern. Eigentlich wäre im vergangenen Jahr schon eine Steigerung auf 140.000 Besucher nötig gewesen, dann auf 160.000 in 2015, 2017 müssen schon 180.000 Besucher kommen, 2019 sollen es 210.000 Besucher sein, 240.000 Besucher werden 2021 erwartet und ein Jahr später soll dann ein Besucherstrom von 250.000 Besuchern die Kosten decken.
Damit klafft schon jetzt eine empfindliche Lücke im Finanzierungskonzept. Die knapp 132.000 Besucher sind schlicht zu wenig und eine weitere hohe Steigerung zum Beispiel schon auf 160.000 Besucher in zwei Jahren klingt ein wenig nach Illusion, bei weiterhin steigenden Eintrittspreisen.
Die hohen Ziele müssen dennoch erreicht werden, zum Beispiel durch weitere Attraktivitätssteigerungen. Ohne Frage, so sieht es auch die noch amtierende Zoo-Chefin auf Nachfrage des Hoyerswerdaer Tageblattes:
„Mit der Fertigstellung der Bärenanlage, den attraktiven Spielplätzen und der Eröffnung des Sambesi konnte der Zoo im Jahr 2013 wirklich punkten“, äußerte sich Geschäftsführerin Carmen Lötsch dazu.
Dazu beitragen soll in diesem Jahr das neue Hinweisschild an der Autobahn A4, das für Zoo und Schloss wirbt. Und mit dem Umbau der ehemaligen Bärenanlage zum Erdmännchen- und Stachelschweinrevier sowie dem neuen Flamingohaus, sollen neue Anziehungspunkte geschaffen werden.
Dabei ist klar: Es werden wohl nur neue tierische Nachwuchsattraktionen für außergewöhnliche Besucherströme sorgen. So sorgte der Nachwuchs bei den Tigern „Tiger-Drillinge“ 2008 für den absoluten Rekord von 182.000 Besuchern. Und auch im vergangenen Jahr gab es einen kleinen Aufwärtstrend, als die Geburt der Kubanischen Rautenkrokodile nicht nur fachlich interessierte Besucher anlockte, sondern verstärkt durch dicke Schlagzeilen sogar weltweite Beachtung fanden. Vermutlich wäre sonst auch 2013 eine große Enttäuschung geworden.
Dabei ist der Zoo eine wahre Erholungsoase für unsere Stadt. Bei gutem Wetter ist das Tierreich auch heute stets gut besucht, doch diese Besucherströme müssen auch bei mäßigem Wetter stetig steigen. Das wieder eröffenete Zoo-Restaurant mit großem überdachten Kinderspielberich ist da ein erster Schritt. Die Verbindung zum Schloss mit Stadtmuseum lädt auch bei Regen zum Bummeln und Verweilen ein.
Doch der richtige Kracher im Finanzierungsplan für die groß angelegte Umgestaltung unseres Zoos kommt erst 2015 noch. Denn bis dahin muss der Umsatz aus der Gastronomie von vorher 0 € auf dann 320.000 € gestiegen sein. Das entspricht einem Umsatz von 2 € pro erwarteten Zoobesucher. Wenn man aber realistisch davon ausgeht, dass nur jeder vierte Besucher überhaupt in die Lokalität einkehrt, müssen die Hungrigen und Durstigen im Schnitt 8 € im Sambesi lassen, damit die Ziele erreicht werden können. Und die nächsten Schwierigkeiten stehen schon an: Durch den Baubeginn an der „Zoowiese“, die bisher stets als zusätzlicher Parkplatz direkt gegenüber dem Eingang fungierte, sind Einschränkungen in den kommenden ein bis zwei Jahren denkbar.
Wer auch immer das Glück hat, neuer ZooKultur-Chef zu werden: Die finanziellen Sorgenfalten werden ihn oder sie vom ersten Tag an begleiten.