Endlich ein Durchbruch im Wahlkampf um den Oberbürgermeisterposten im Kampf für den Hoyerswerdaer Bahnhof. Wie das Hoyerswerdaer Tageblatt (die Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung) berichtet, soll die Deutsche Bahn der Stadt Hoyerswerda das Bahnhofsgebäude nun zu einem besonders günstigen Preis zum Kauf angeboten haben.
Diese Meldung wird die CDU-Wahlkämpfer besonders freuen, denn Hoyerswerdas CDU-Oberbürgermeister hat wenige Wochen vor dem ersten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister einen ersten Lösungsansatz für das seit Dezember 2011 geschlossene Empfangsgebäude am Altstadt-Bahnhof bekannt gegeben. Und die Gelegenheit war nicht irgendeine, sondern die WahlkampfBürgersprechstunde am Dienstagabend. Dabei erzählte Stefan Skora, dass die Bahn nun ein neues Verkaufsangebot offeriert hätte:
[Der Preis] ist jetzt so unschlagbar, dass wir uns Gedanken machen.
Ob die Stadt Hoyerswerda überhaupt in der Lage ist, das Bahnhofsgebäude zu erwerben, steht auf einem anderen Blatt und wurde sinnigerweise nicht bei der Sprechstunde erörtert. Denn seit einigen Jahren steht die Stadt unter der Knute des Haushaltskonsolidierungskonzeptes, das enorme Sparanstrengungen von Hoyerswerda verlangt. Dabei wurde nun auch festgelegt, dass sämtliche Verkaufserlöse nicht mehr dem Haushalt, sondern direkt der Schuldentilgung zufließen sollen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Stadt keine Grundstücke und Immobilien selbst mehr erwerben darf.
Blieben in diesem Fall noch die städtischen Unternehmen, die gerade beim Lausitzer Seeland-Festival Millionenrisiken eingehen. Doch dazu schreibt das Hoyerswerdaer Tageblatt:
Ganz generell schwebt dem Rathaus-Chef wohl vor, den Bahnhof zusammen mit einem privaten Investor wieder zum Leben zu erwecken. Und damit, versichert er, ist ausdrücklich keines der Unternehmen im städtischen Besitz gemeint: „Ich meine schon: richtig privat.“
Wenn aber nun ein Verkaufsangebot ausschließlich für die Stadt gilt, die Stadt das Objekt aber dank Haushaltskonsolidierung nicht kaufen darf, wie soll das funktionieren? Nun, eine kleine Hintertür steht noch offen: Die Ablehnung, dass städtische Unternehmen sich beteiligen bezieht sich auf die Nutzung der Immobilie, nicht auf den Kauf. Passenderweise könnte die städtische Wohnungsbaugesellschaft WH doch die Immobilie erwerben und dann an private Nutzer vermieten oder langfristig verpachten.
Und trotz Wahlkampfgetöse steht nun zunächst die Sinnsuche an. Welchem Zweck kann das Empfangsgebäude dienen, der die Betreibung des Bahnhofes – immerhin ab Dezember ja auch S-Bahn-Station für die S-Bahn Mitteldeutschland gen Leipzig – auch langfristig profitabel ermöglichen kann?
Schon vor über einem Jahr haben wir uns erste Gedanken gemacht und hier veröffentlicht:
Doch was wollen zukünftige Eigentümer mit dem Gebäude anstellen? Die Taxi-Zentrale zieht da nicht mehr ein, die sind nun im Industriegelände. Wenn man es weiterhin in seiner Eigenschaft als Bahnhof nutzen möchte, dann muss dort zum einen Gastronomie rein, am Besten ein Speiselokal mit typisch Lausitzer Speisen. Das zieht die reisenden Besucher an, aber die einfache Lausitzer Küche ist eben auch was für Pendler, die mal schnell eine Kartoffel mit Quark und Leinöl auf nem Plasteteller am Bahnsteig verputzen könnten. Dazu müsste ein Reisebedarfsladen, der auch Fahrkarten anbietet, mit Post-Shop und Paket-Annahme. Zusätzlich könnte noch ein Fahrrad-Verleih und mit Tourismus-Infopunkt einziehen. Da gibt es dann neben Radwegkarten auch das gesamte Leistungsspektrum der Tourist-Info am Markt.
Das klingt alles ein bisschen sehr traumtänzerisch, aber nur, wenn man sowohl den Reisenden als auch den Anwohnern möglichst viele Funktionen anbietet, bietet sich die Chance wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Doch ich fürchte, Investoren würden das Gebäude weniger für typische Bahnzwecke nutzen wollen, sondern müssten, um Rendite zu erzielen, das ganze Haus umkrempeln, Büros, Tagungsräume – vielleicht kann man auch eine kleine Pension draus machen…
Wichtig ist nur, dass es schnell gehen muss!
Ob jetzt wirklich etwas daraus werden wird?