Entsetzt meldete sich Mitte Mai viele Hoyerswerdaer mit einem fast schon zum Stadtbild gehörenden Thema auseinander: mit dem als Rückbau verklauslierten Abriss von Wohngebäuden. Denn das Hoyerswerdaer Tageblatt (Sächsische Zeitung und www.hoyerswerdsche.de) präsentierte seinen Lesern bis dahin noch „Geheimes“ – nämlich Auszüge aus dem neuen Stadtentwicklungskonzept. Dabei war auch eine Liste mit bis 2016 abzureißenden Häusern. Also eine Abrissliste! Oder nicht?Beim Leser kam es jedenfalls so an und dementsprechend hitzig wurde diskutiert und das Stadtentwicklungskonzept bereits vor Kenntnis dessen als Stadtabrisskonzept gebrandmarkt. Doch was stand damals denn genau drin im Bericht? Auf Hoyerswerdsche.de kann man das noch gut nachvollziehen:
Hier sind die Vorstellungen aus dem Rathaus und dem von ihm beauftragten Planungsbüro bauhoys:
So führte die SZ damals den Leser auf die unkommentierten Kurzzusammenfassungen. Eine Zwischenüberschrift lautete dabei:
Abrisse bis 2016
Da hatten die meisten aber schon vergessen, dass es nur Vorstellungen sind. Denn die Häuser, die zum Abriss denkbar sind, gehören den beiden Großvermietern Wohnungsgesellschaft und Lebensräume. Während die stadteigene Wohnungsgesellschaft noch beeinflußt werden kann, kann die Stadtverwaltung im Falle der Lebensräume noch so oft mit dem Fuß aufstampfen und sich auch gern im Kreis drehen oder die Luft anhalten, bis sie blau anlaufen, die Lebensräume entscheiden selbst auf Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung und des Willens der Mehrheit der Genossenschafter des Unternehmens. Wenn das eben kein Abriss gewollt ist oder die dafür vorgesehenen Häuser einen guten Vermietungsstand haben, dann bleiben die eben (länger) stehen, auch wenn es im Stadtentwicklungskonzept anders steht. Darüber hinaus ist das Stadtentwicklungskonzept derzeit noch in der Planungsphase.
Es wurde am 29. Mai erstmals im Stadtrat vorgestellt und beraten und liegt nun vom 14. Juni bis zum 16. Juli im Neuen Rathaus sowie auch im Internet auf den Stadtseiten aus und wartet auf Anmerkungen von Bürgern und Hinweise von „Trägern öffentlicher Belange“ wie z.B. von Energieversorgern, Umweltschützern usw.
Die Beteiligung der Bürger ist ausdrücklich gewünscht. Apropors Wünschen: Das gesamte Konzept ist natürlich nicht viel mehr als eine Wunschliste. Diese ist nötig, damit Teilmaßnahmen, die vorgesehen sind, dann auch förderfähig sind und so durch BUND und LAND großzügig bezuschusst werden, so dass Hoyerswerda die Lasten des Wandels nicht allein tragen muss.
Daher darf man diese „Abrissliste“ nicht als in Stein gemeißelt sehen. Es ist gewünscht, dass diese Maßnahmen durchgeführt werden. Im Stadtentwicklungskonzept sind folgende Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtkostenvolumen von maximal 3.347.780 Euro, auch mit dem Ziel die Wohnungsunternehmen zu stärken, vorgesehen:
- A.-Schweitzer-Straße 18-28, Eingang 18-22
- Semmelweisstraße 11-17
- F.-Liszt-Straße 35-41
- J.-S.-Bach-Straße 30-34
- Otto-Nagel-Straße 50
- Otto-Nagel-Straße 52
- Otto-Nagel-Straße 24-26
- Otto-Nagel-Straße 27-29
- Otto-Nagel-Straße 33-35
- Otto-Nagel-Straße 39-42
- A.-Dürer-Straße 22-26
- Otto-Nagel-Straße 30-32
- Otto-Nagel-Straße 43-45
- H.-Mann-Straße 1-6; Eingänge 1 und 2 bzw. alternativ Teilrückbau 5. Geschoss bei Eingängen 1-6
- H.-Mann-Straße 7-13; Eingänge 10-13
Doch es gibt noch weitere Abrissmaßnahmen, die bisher nicht angesprochen wurden. So soll unter anderem das Obdachlosenheim in der Alten Berliner Straße nach einem Umzug abgerissen werden, weil es nur mit hohem finanziellem Aufwand zu sanieren wäre und Wohnraum in der Innenstadt ja ausreichend zur Verfügung steht. Dafür werden Kosten von 241.850 Euro vorgesehen. Direkt gegenber soll dann auch die Kufa-Zwischenbelegung nach dem Umzug in das bald fertig zu stellende Gebäude Brausgasse am Markt das Schicksal des Abrissbaggers ereilen. Auch hier lohne sich eine Sanierung nicht mehr.
Dazu kommen dann noch Rückbauten der Versorgungseinrichtungen vor allem im WK X, das ja demnächst als Solarpark daherkommen könnte. Daher wird auch der große WK-X-Spielplatz abgerissen, die Kosten von 8.300 Euro sind dann auch wirklich überschaubar.
Das Schöne ist doch aber, dass alles noch in der Diskussion ist. Lasst uns diese Gelegenheit endlich einmal nutzen (schließlich war die Bürgerbeteiligung bei den bisherigen Stadtkonzepten seit 1995 eher überschaubar) und in der breiten Öffentlichkeit diskutieren, wie sich Hoyerswerda entwickeln soll. Was brauchen wir unbedingt? Auf was können wir verzichten? Wo können wir sinnvoll Geld zur Zusammenlegungen sparen? Ist es attraktiv, auch in den WK 8, 9 und 10 einzelne Wohnblöcke stehen zu lassen, weil so ja wahrhaft Wohnen im Grünen verwirklicht werden könnte? Doch eines ist klar: Abrissliste hin oder her. Mehr als eine Wunschliste ist die Aufstellung bisher nicht, ich denke dabei auch an das Hochhaus am Knie, das ebenfalls laut dem letzten Stadtentwicklungskonzept weichen sollte und nach heftigen Protesten der betroffenen Mieter nun einen vorübergehenden Bestandsschutz erhalten hat. Bürgerbeteiligung bringt als doch was!
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[…] aktualisierten Stadtentwicklungskonzept für Hoyerswerda lässt sich so viel sagen und schreiben. Vor einigen Wochen sorgte ein “Abrissplan” für helle Aufregung – doch nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Denn das Stadtentwicklungskonzept […]