Es gibt so Themen, die sind für den Einen wichtig, Andere halten sie für zweitrangig. Ein solches Thema treibt mich schon länger um, nämlich wie unser lokaler Radio- und Fernsehsender Elsterwelle – früher HOY-TV und KM-TV – sich im weltweiten Netz präsentiert, insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Stammzuseher und -hörer die Stadt verlassen haben. Los gings es um die Jahrtausendwende, damals hatte man noch keine Strategie für diesen Fall. Und heute?
Das wollte ich gern direkt von Hans-Peter Schreiber, dem Geschäftsführer der SGS Rundfunkgesellschaft, der u.a. Elsterwelle TV, Elsterwelle Radio, der Dessauer TV-Sender RAN1 (=TV Dessau) und Elstermedia angehören, erfahren. Also, wie das so üblich ist, eine E-Mail fertig gemacht, direkt an ihn addressiert und ab die Post. Das Ganze war am 6. September 2011. Nun ist es ja nicht unüblich, dass Antworten auf Anfragen in Hoyerswerda so ihre Zeit dauern … aber acht Monate ist schon arg viel oder? Ehrlich gesagt, habe ich ja zwischendurch auch nachgehakt, erfolglos. Dennoch ist das ein ständig aktuelles Thema und die zwischenzeitlich geschaffenen Fakten, geben ja auch Antworten. Also versuche ich mich an einem Interview und präsentiere immer abwechselnd meine Frage im Zitat und eine mögliche Antwort von Peter Schreiber. Los gehts!
Herr Schreiber, bedingt durch die immer weiter schrumpfende Stadt Hoyerswerda hat sich aus dem vormaligen HOY-TV und KM-TV in den vergangenen Jahren Elsterwelle gegründet. Ist diese Strategie erfolgreich gewesen?
Offensichtlich ja, denn Elsterwelle gibt es immer noch. Das angebotene Fernsehporgramm ist zwischenzeitlich sehr dürftig, das merkwürdige Halbstunden/Stunden-Sendeschema (Unter der Woche, eine Viertelstunde Nachrichten, danach Regionalzeit mit „2 Bildberichten aus der Region“, dann alles wieder von vorn in der Hauptzeit bzw. eine halbe Stunde Bildschirmtext und eine halbe Stunde Lokalzeit – also „Bildberichte aus der jeweiligen Teilregion“ in der Nebenzeit) lässt kaum Freiraum für eigenen redaktionellen Inhalt abseits der Zeitnah-Nachrichtensendung.
Das hat ja auch den Vorteil, dass ein solches Programm ja viel billiger produziert werden kann!
Online ist Elsterwelle sowohl mit seinem Radio-/Fernseh-Portal Elsterwelle Knal 8 vertreten als auch mit dem Nachrichten-Journal Zeitnah-Online. Wie erfolgreich sind beide Portale?
Das kann man als Außenstehender kaum einschätzen. Es ist jedenfalls auffallend, dass sich Elsterwelle den Luxus gönnt, zwei Nachrichtenportale zu betreiben. Einmal http://www.kanal8-elsterwelle.de/ und zum Zweiten das traditionelle http://zeitnah-online.de/, wobei dieses nach Regionen unterteilt, sowohl das Dessauer Fernsehen RAN1 abdeckt, als auch in der Vergangenheit (hier finden sich keine aktuellen Nachrichten mehr) das Vogtland.
Ich vermute, dass das Elsterwelle-Portal zwischenzeitlich besser laufen müsste, das ursprüngliche Zeitnah-Online wurde ja Schritt für Schritt um Funktionen entmannt, ich vermute, einzig die gute Platzierung in den Suchmaschinen hat ein Ende von Zeitnah-Online verhindert. Dass Nachrichten aus zwei eng begrenzten Regionen in einem Portal erscheinen, ist eben kein Wert.
Dazu kommt dann noch die Facebook-Seite von Elsterwelle, die sich im Wesentlichen darauf beschränkt, die Artikel der Website automatisch als Appetithäppchen auf Facebook zu posten. Eine Interaktion mit den Facebook-Fans findet nicht kaum statt.
Zeitnah-Online ist technisch arg angestaubt, hat sich praktisch seit zehn Jahren nicht mehr geändert. Ist hier ein Re-Launch (also eine Auffrischung) angedacht?
Ich vermute: Nein, warum auch? Es ist nur noch dafür da, die gute Suchmaschinenhits zu sammeln. Aktiv wird die Seite ja eh nicht mehr gepflegt. Wenn man sich für dieses Portal interessiert hätte, wäre ein Relaunch längst erfolgt. Die Einbindung von Social Media Elementen könnte nämlich für Leben und viel mehr Klicks und Weiterempfehlungen sorgen.
Seit ein, zwei Jahren experimentiert Elsterwelle damit, einige Berichte auf Youtube hochzuladen, ab und an werden diese auch in Nachrichtenmeldungen auf zeitnah-online eingebunden. Werden diese Möglichkeiten in Zukunft stärker genutzt?
Auch diese Frage wurde von der Praxis eingeholt Auf dem Youtube-Account von Elsterwelle finden sich nun regelmäßig viele (alle?) Nachrichtenbeiträge der Zeitnah-Nachrichten, auch die Kurznachrichtenbeiträge. So sind Stand heute schon 501 Videos veröffentlicht worden und haben insgesamt 88.757 Videoaufrufe geschafft. Das ist nicht überragend, die meisten Videos erreichen nur etwa 30 Aufrufe. Auch einige ausgewählte Nachrichtenbeiträge von Elsterwelle-Radio finden sich dort.
Was halten Sie von der Idee, zumindet die täglichen Zeitnah-Nachrichten als Podcast (also herunterladbares tägliches Magazin) oder als Online-Stream anzubieten?
Wenn Sie diese Frage mit negativ beantworten sollten: Scheitert es an den Kosten?
Man kann die Antwort auf diese Frage nur vermuten und sie würde wohl mit einem nein oder zumindest jetzt noch nicht enden. Die Frage ist offensichtlich, ob sich Elsterwelle damit selbst kanibalisieren würde, weil dann Zeitnah nur noch im Netz geguckt wird und die Fernsehwerbung somit nicht mehr ankommt. Die würde ich damit beantworten, dass alle Nachrichtensendungen im Netz dann natürlich die obligatorische Werbung vor und nach der Sendung dazu bekommen, genauso wie die danach folgende Regionalzeit, dazu dann noch die halbstündige Lokalzeit nebst Werbung schon hätte man jeden Tag einen 1-Stunden-Download. Die Nutzer können dann zwar die Werbung vorspulen, doch die Verluste wären nur sehr begrenzt.
Elsterwelle Radio hat jetzt zumindest übergangsweise eine dritte Frequenz zugewiesen bekommen, damit sich der Empfang verbessern kann. Außerdem hat sich Elsterwelle ja auch eine digitale Frequenz gesichert. Soll das Wachstum also weiterhin auf terrestrischen Weg erfolgen?
Die Region altert zunehmend. Da ist die Übertragung der Radiosignale auf terrestrischem Weg klug, ebenso hört man im Autoradio oder auf Arbeit auch Analog-Radio. Die Frage sollte zur folgenden Frage hinüberleiten.
Zum Tag der Sachsen hat Elsterwelle ja erstmals mit eine Online-Radio-Stream experimentiert. Da gab es aber auch technische Schwierigkeiten? Zumindest war am Sonnabend und Sonntag kein Empfang im Internet möglich.
Auch in dieser Woche sendete Elsterwelle noch im Netz. Soll der Online-Radio-Stream nun dauerhaft bestehen bleiben?
Seinerzeit war von Elsterwelle nicht zu erfahren, ob das Radio-Livestream dauerhaft Bestand hat oder nicht. Das Ganze wurde damals über einen kostenlosen Webdienstleister gestreamt, der auch heute noch sendet. Also offensichtlich soll das Web-Radio von Elsterwelle dauerhaft senden. Doch die Nutzerzahlen sind noch überschaubar.
Soll dazu auch in Zukunft der kostenfreie Dienstleister Goldmusic genutzt werden?
Auf Goldmusic läuft der Stream auch weiterhin, doch seit einigen Monaten bietet Elsterwelle seinen Radio-Stream auch auf der eigenen Website mit eigenem Player an. Das ist schön für Auswärtige, da sie endlich wieder die altvertrauten Stimmen z.B. von Thomas Balko oder Bernd Wogawa entdecken können. Übrigens lassen sich über die Elsterwelle-Seite auch Musikwünsche absenden, die dann vielleicht auch erfüllt werden.
Im Anschluss hatte ich noch zwei weitere Fragen formuliert, da Geschäftsführer Hans-Peter Schreiber das ehemalige Internat am Lessing-Gymnasium gekauft hatte, um es für die Zuse-Akademie und Elsterwelle nutzen zu können. Derzeit laufen noch Renovierungsarbeiten.
Elsterwelle zieht in den kommenden Monaten in ein neues Gebäude um. Was hat den Ausschlag für den Standort an der Konrad-Zuse-Akademie gegeben?
Offensichtlich hat hier das private Engagement von Hans-Peter Schreiber für ein Hochschulzentrum in Hoyerswerda (über die Zuse-Akademie) den Ausschlag gegeben. Da der Förderverein das Haus nicht von der Stadt erwerben konnte, stieg Schreiber offensichtlich mit seinem Privatvermögen ein.
Was wird sich dadurch für die Mitarbeiter ändern? Was ändert sich für die Zuschauer und Zuhörer?
Statt in die ruhige Walther-Rathenau-Straße geht es nun eben zum Lessing. Vielleicht findet sich die Möglichkeit, ein größeres „Fernsehstudio“ für Bluebox-Effekte und ggf. auch mal wieder Publikumssendungen einzurichten. Das würde für die Fernsehzuschauer auch wieder so tolle Formate bedeuten, wie die legeändere Quizshow oder auch die unvergessenen Silvestershows, die regelmäßigen Talkshows and Wahl-Live-Sondersendungen. So lebendig war HOY-TV mal. Ob es das wieder wird?
In den Anfangszeiten wurde viel überregional über HOY-TV berichtet. So gab es bei Spiegel-TV eine Sendung über die Lokalsender im Osten und HOY-TV war darin der zentrale Sender mit Vorbildwirkung. Auch im gedruckten Spiegel erschien ein hübscher Text mit kultigem Schreiber-Foto!!!, der sich noch heute im Archiv befindet:
Hoy TV Hoyerswerda etwa produziert bereits täglich eine 15minütige Sendung mit Lokalnachrichten und dazu noch drei weitere einstündige Magazine pro Woche. Bürgernähe beweist der Sender, indem er auch mal Urlaubsvideos der Zuschauer ins Kabel einspeist. „Wir machen kein gelecktes Fernsehen“, sagt TV-Eigentümer Hans-Peter Schreiber, „sondern eins mit Mach-mit-Effekt.“
…
P.S.: Ich hätte mich natürlich viel mehr über ein „richtiges Interview“ gefreut, aber scheinbar bin ich einfach nicht die rechte Kragenweite für Hans-Peter Schreiber…
1 Kommentar
2 Pings
So gute Antworten hätte ich gar nicht erwartet, die Warheit ist viel schlimmer.
Die ELSTERWELLE plätschert so vor sich hin mit seinen zwei Alleindarstellern und wenn sich nichts ändert hat´s sich wirtschaftlich bald ausgeplätschet.
[…] Die Geschichte einer Interview-Anfarge bei SGS-Chef Hans-Peter Schreiber fand ebenfalls viele Leser. Dabei ging es um Fragen wie den Live-Stream für Elterwelle, der Zukunft des Radio- und Fernsehsenders und natürlich auch über die gemeinsamen Pläne für die Hochschulbildung im Rahmen des ZUSAK. […]
[…] unser lokaler Fernseh- und Radiosender Elsterwelle nicht von gestern ist, wussten wir schon lange. Doch wie es scheint, sind die Damen und Herren aus der Altstadt so nah an der Quelle, dass sie […]