Hiobsbotschaft aus Berlin für die städtische Energieerzeugungsgesellschaft EEH: Bundeswirtschaftsministerium und Umweltministerium haben sich übereinstimmenden Presseberichten zu Folge auf eine Senkung der Vergütung für Solarstrom geeinigt. Besonders betroffen sein sollen große Solarkraftwerke – so wie Hoyerswerda sie derzeit plant. Das könnte die Planungen in finanzielle Schieflage bringen…
- Große Freiflächenanlagen sollen ab April über 30 Prozent weniger Vergütung für Strom bekommen, die Kürzung ist also 15 Prozentpunkte stärker als bisher.
- Bei mittelgroßen Anlagen soll die Kürzung ein Viertel betragen, die Kürzung ist zehn Prozentpunkte stärker.
- Bei kleineren Anlagen soll die Kappung etwa 20 Prozent betragen, die Kürzung ist fünf Prozentpunkte stärker.
Und nun kommt Hoyerswerda ins Spiel. Die neu gegründete Energieerzeugungsgesellschaft Hoyerswerda EEH soll die Stadt Hoyerswerda an der Energiewende teilhaben lassen. Das geschieht zunächst vor Allem mit dem Bau von Photovoltaikanlagen. Der EEH-Geschäftsführer Falk Brandt bekannte in einem Gespräch mit der Lausitzer Rundschau:
Nach Prüfung aller Möglichkeiten, erneuerbare Energie zu nutzen, bleibe Fotovoltaik übrig. Die EEH steht unter Zeitdruck, weil die Förderung dafür ab 1. Juli um 15 Prozent gekürzt werden soll. „Für mich ist das ein Warnschuss, wir müssen hier sehr schnell handeln“, sagte Schmidt.
Insgesamt sollen in diesem Jahr bis zu 14 Millionen Euro in Photovoltaikprojekte investiert werden, doch nun könnte das Finanzkonzept wackeln. Als die ersten Planungen für die EEG liefen, da wurden noch satte 31,94 Cent je erzeugter kWh gezahlt. Bei einer Inbetriebnahme bis zum 31.03.2012 wären noch 18,76 Cent je erzeugter kWh drin. Doch, wenn die Inbetriebnahme erst nach dem 1. April erfolgt, dann bringen die Freianlagen nur noch 13,13 Cent je erzeugter kWh!
Erschwerend kommt hinzu, dass nur noch 90% des generierten Stroms vergütet werden soll, die restlichen 10% sollen selbst genutzt werden. Hier ist sicherlich auch eine freie Vermarktung auf dem Strommarkt möglich. Nachdem die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda ja mehrheitlich den Städtischen Wirtschaftsbetrieben Hoyerswerda gehören und die EEH ja zu 100% dieser SWH gehört, wäre eine direkte Vermarktung dieser 10%-igen Lücke an die VBH-Kunden nur folgerichtig.
Ganz aktuell betrifft dies die Pläne der EEH einen Solarpark auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage hinter dem Jahnstadion. Hier wird derzeit auf 4 Hektar Fläche für schlappe 3,5 Millionen Euro ein 1,78 Megawatt-Solarpark errichtet. Der Zeitplan sah hier eine Inbetriebnahme zum Juni vor, um den ursprünglich für den 30. Juni vorgesehenen Vergütungsschnitt zuvor zu kommen. Doch nun wird es ja schon ab dem 1. April deutlich weniger Geld geben. Ob es zeitlich noch möglich ist, den Solarpark rechtzeitig fertig zu stellen? Ich befürchte kaum und schuppdiwupp ist eine sehr aufwändige Planung und Investition plötzlich deutlich unwirtschaftlicher. Hier müssten zur Not Nachverhandlungen mit dem Hersteller helfen, die Preise für die Solarpanels nochmals deutlich zu drücken, immer mit der Drohung versehen, dass das Projekt sonst gar nicht realisiert werden wird. Denn das ist auch richtig wichtig für die Stadt, da die EEH bekanntlich ein 100% städtisches Unternehmen unter dem Dach der Städtischen Wirtschaftsbetriebe Hoyerswerda ist und die Gewinne somit der Stadt Hoyerswerda, den Vereinen, letztlich auch den Bürgern der Stadt zu Gute kommen. Nicht nur den möglichweise bis zu 5000 Haushalten, die sich mit dem Sonnenstrom versorgen lassen.
Offenlegung: Ich arbeite bei einem Hersteller für Eneuerbare Energieerzeugungsanlagen.
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Alle PV-Freiflächenanlagen der EEH befinden sich noch in der Planungsphase. Der Bau der PV-Anlage auf dem Gelände der alten Kläranlage wird erst in den nächsten Wochen ausgeschrieben. Es besteht daher keine Gefahr, dass die EEH hier in nicht wirtschaftliche Projekte investiert. Die endgültige Entscheidung zum Bau wird nach gründlicher Abwägung der Ergebnisse der Ausschreibung und der politischen Rahmenbedingungen (die sich ja hoffentlich in den nächsten zwei bis drei Wochen klären werden) nach streng wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen.
Dr. Thomas Schmidt
Geschäftsführer der EEH
Autor
Hallo Herr Dr. Schmidt,
ich freue mich, dass Sie sich direkt zu Wort melden!
Aber richtig ist ja die Hauptaussage, dass die Pläne durch die neuen Rahmenbedingungen in Gefahr sind.
Das Großprojekt an der Alten Kläranlage sollte ja Presseinformationen (Gespräch? Interview?) zufolge so errichtet werden, dass es vor dem damals markanten Kappungsdatum 30.06.12 in Betrieb genommen werden könnte.
Ich persönlich finde es richtig, dass die Projekte offensichtlich noch nicht in Stein gemeißelt sind und ggf. noch optimiert werden könnte (z.B. durch Nachverhandlungen der Errichtungspreis o.Ä.). Die politischen Rahmenbedingungen könnten sich ja kurzfristigst sogar noch etwas schlechter darstellen, weil ja die Kürzung der Förderung schon auf den 7. März vorgezogen werden könnte…
Ich freue mich, wenn ich auch in Zukunft von Ihnen hier lesen kann!
Ein Investor, der auch BHKW vertreibt, berichtet über ein Solarpark auf einem ehemaligen Industriestandort in Sachsen (in der Nähe von Hoyerswerda) auf ca. 50 ha Fläche mit 24,6 MW.
Die Fertigstellung sollte im August 2011 sein.
Ist jemand hier etwas bekannt?
Autor
Hallo Markus, in Hoyerswerda selbst gibt es nur kleine Solaranlagen auf Dächern (Lausitzhalle, Lessing-Gymnasium, Klärwerk). Geplant sind Freiflächenanlagen auf dem Gelände des alten Klärwerks, des ehemaligen Wohnkomplex X, an der Bahnkante in Zeißig und im Industriegebiet Nardt.
Ein großerer Solarpark ist letztes Jahr bei Spreetal entstanden, vielleicht meinst Du ja den hier.
http://www.lr-online.de/regionen/weisswasser/Die-wahrscheinlich-groesste-Fotovoltaik-Anlage-im-Kreis-soll-2012-ans-Netz-gehen;art13826,3490945
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