Ich hatte es schon vor einem halben Jahr in einem kurzen Beitrag angerissen: Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren in Hoyerswerda und Umgebung ist eingeschränkt. Das kann Leben kosten! Und dennoch hat sich die Situation keineswegs entspannt, wie ein Einsatz vom vergangenen Freitag zeigt.
Brennendes Baumaterial in einem Wohnraum haben 18 Feuerwehrleute der freiwilligen Feuerwehren Hoyerswerda Neustadt/Kühnicht, Michalken und Altstadt sowie der Berufsfeuerwehr am Freitag gegen 0.45 Uhr in der Wittichenauer Straße gelöscht.
Es waren also nur 18 Feuerwehrleute am Einsatzort. Die Berufsfeuerwehr ist mit 8 Kameraden im Einsatz – das entspricht der durchschnittlichen Einsatzstärke einer Schicht. Es verbleiben also für die Freiwilligen Feuerwehren Neustadt/Kühnicht, Michalken und Altstadt gerade einmal 10 weitere Kameraden. Zur Verbildlichung: Da sind also nur zirka 3 Kameraden in einem Fahrzeug pro Freiwilliger Wehr angerückt!
Wie gesagt, es ist gut gegangen, die Wehren haben rasch reagiert, konnte eine Ausbreitung des Brandes verhindern. Doch bei einem solch gefährlichen Einsatz, der bei zu langsamer Reaktion eben zwangsläufig schwerste Schäden nach sich ziehen kann, ist das eine zu niedrige Einsatzstärke.
Doch etwas hat sich geändert: Die Wahrnehmung in der Presse. In der vergangenen Woche interviewte die Lausitzer Rundschau Wehrführer und Brandoberamtsrat Dietmar Kowark am Rande der Feuerwehrjahreshauptversammlung. Zentrales Thema: Personalknappheit.
Früher habe es ausgereicht, eine oder zwei freiwillige Wehren zusätzlich zu den Berufskameraden zu alarmieren, heute seien es schon vier oder fünf.
Das sind strukturelle Probleme. Die kann man lösen, ich hatte dazu schon im Jul die folgenden Vorschläge unterbreitet:
- Zum Ersten sollte feststehen, dass an unserer Berufsfeuerwehr nicht zu rütteln ist, das Geld für die Rettungs-Profis muss einfach in jedem Jahr da sein.
- Zum Zweiten muss das Engagement der Freiwilligen Retter viel mehr gewürdigt werden. Da ist die Einführung der Ehrenamtskarte auch für Feuerwehrleute nur ein erster kleiner Schritt. Aber da muss einfach mehr kommen. Die Hoyerswerdaer müssen sich dessen bewusst sein, dass es also 200 Männer und Frauen gibt, die ihre Freizeit für unserer aller Sicherheit opfern.
- Zum Dritten sollte die Stadt Hoyerswerda die Arbeitsbedingungen für die Freiwilligen stets im Blick behalten. Alte Geräte sollten ausgemustert und durch moderne Technik ersetzt werden, so wie es der Brandschutzbedarfsplan auch vorsieht. Die Gerätehäuser sollten im guten Zustand gehalten werden.
- Zum Vierten sollten die Stadt Hoyerswerda und die städtischen Unternehmen wie die Wohnungsgesellschaft, Lausitzhalle, Lausitzbad etc. bei Neueinstellungen darauf achten und bereits in den Stellenausschreibungen darauf hinweisen, dass Mitglieder einer der Freiwilligen Ortsfeuerwehren bevorzugt eingestellt werden. So praktizieren es bereits einige Gemeinden in Deutschland. Da sollte dann aber auch klar sein, dass diese Kameraden bei jeder Alarmierung sofort den Arbeitsplatz verlassen dürfen, ohne ihnen Steine in den Weg zu legen.
- Zum Fünften sollte eine bessere Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden, um mehr Nachwuchs für die Feuerwehren zu gewinnen. Die Stärkung der Jugendfeuerwehren muss unbedingt vorangetrieben werden. Hier müssen auch die Schulen der Stadt entsprechend mitspielen und der Feuerwehr mehr Raum für ihre Präsentation und Nachwuchswerbung – auch im Unterricht – einräumen.
- Zum Sechsten müssen die Anreize zur ordnungsgemäßen jährlichen Weiterbildung verbessert werden. Derzeit halten nur 17% der Kameraden die mindestens 40 Pflichtstunden pro Jahr ein – das gefährdet die Einsatzfähigkeit.
Das sind die effektivsten Mittel, um dauerhaft einsatzfähige Freiwillige Feuerwehrkräfte stellen zu können, das funktioniert in vielen Städten und Gemeinden sehr gut. Und ein ganz einfaches Mittel ist die Dankbarkeit auch der Bürger, einfach mal Danke sagen verschafft keinem Feuerwehrmann einen geeigneten Job, schlichtet nicht bei Ärger in der Familie – es tut aber auch mal gut.
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