Seit 2010 bietet das Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz – lustigerweise mit SMS abgekürzt – die Sächsische Ehrenamtskarte an. Diese soll das ehrenamtliche Engagement der Sächsischen Bürger belohnen. Doch nicht alle Kommunen haben sich gleich von Beginn an beteiligt, unter den 24 Kommunen – unter anderem unsere Landeshauptstadt, Bautzen, Görlitz, Weißwasser, Zittau und sogar Lohsa – fand sich bisher Hoyerswerda noch nicht. Mit Stadtratsbeschluss vom 28. Juni sollen nun auch Hoyerswerdaer in den Genuss kommen dürfen…
Es hat also immerhin knapp 2 Jahre gedauert, bis sich auch Hoyerswerda an dem lobenswerten Projekt unserer Staatsregierung beteiligt – aber gut Ding will Weile haben. Die Lokalpresse berichtete in Kurzform – da kam dann einfach zu kurz, wie man sich dafür bewerben kann. Doch alles der Reihe nach:
Was ist die Ehrenamtskarte und wie lange gilt sie?
Die Ehrenamtskarte wird vom Land Sachsen im Auftrag der jeweiligen Gemeinden hergestellt. Mit Ihr erhalten die Ausgezeichneten verschiedene Vergünstigungen. Da die Karte eine besondere Auszeichnungen sein soll, wird es nicht für jeden Ehrenamtler eine Karte geben, die Gemeinden bestimmen aber, wie viele Karten sie vergeben möchten. Die Karten gelten bis zum 31.12.2012.
Wer soll denn in den Genuss kommen dürfen?
Der Bewerber muss volljährig sein, das Engagement muss seit mindestens drei Jahren andauern. Außerdem soll der Bewerber pro Woche mindestens fünf Stunden in seinem wirken bzw. aufs Jahr gerechnet mindestens 250 Stunden. Eigentlich soll auch der Wohnsitz in Sachsen sein, wenn aber das Ehrenamt in der Gemeine – also hier Stadt Hoyerswerda – ausgeübt wird, darf eine Ausnahme gemacht werden.
Wie bewirbt man sich?
Dazu muss das Antragsformular aus dem Internet heruntergeladen werden – die Stadt hält auch entsprechende Broschüren bereit, an denen hinten ein Antragsformular dranhängt. Es wird dann vom Bewerber und der Organisation, für die er sich engagiert, ausgefüllt und unterschrieben werden. Die Bewerbung geht dann an die Stadt Hoyerswerda, da werden die Bewerbungen gesichtet, überprüft und eine Kommission entscheidet über die Vergabe.
Welche Vergünstigungen gibt es?
Zum Einen gibt es Vergünstigen bei Staatlichen Kultureinrichtungen, wie bei der Semperoper in Dresden oder in staatlichen Schlössern. Zum anderen bietet jede Gemeinde eigene Vergünstigungen an – die zum Beispiel auf der Ehrenamts-Internetseite einsehbar sind.
Wie läuft das speziell in Hoyerswerda?
In Hoyerswerda hat der Stadtrat beschlossen, dass insgesamt 60 Karten vergeben werden. Je zehn Karten stehen den folgenden Bereichen zu: Sport, Kultur, Feuerwehr, Soziales, Kirchen und Sonstiges (das kann zum Beispiel Engagement für Umwelt oder Migration sein). Die Stadt führt die Karte zum 1. September ein. Über die Vergabe entscheidet ein Gremium, das durch unseren Bürgermeister einberufen wird. In Hoyerswerda gibt es folgende Vergünstigungen:
Lausitzbad: 50% Ermäßigung auf den Eintritt
Lausitzhalle: 1 Veranstaltung seiner Wahl kostenlos zu besuchen
Museum: freier Eintritt Zoo: freier Eintritt
Na dann ist doch alles Super, oder? Ja und Nein. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum unsere Stadt, die in ganz besonderem Maße durch das ehrenamtliche Engagement seiner Bürger profitiert, erst jetzt an der Aktion teilnimmt – allein im Sport waren laut einer Statistik des Sportbundes Bautzen im Jahr 2008 immerhin rund 18,5% aller Bürger engagiert, dabei sind rund 40% der Kinder und Jugendlichen bis einschließlich 26 Jahren im Sportverein engagiert. Die Zahlen sprechen für sich und natürlich heißt dass, das die Kinder und Jugendlichen aber auch die Erwachsenen entsprechend Trainer und Betreuer brauchen. Sie brauchen Platzwarte für die Rasenflächen oder z.B. für die Tennisplätze oder auch Hallenwarte für die Sporthallen. Da braucht es die fleißigen Lieschen auf den Geschäftsstellen, die alles organisieren und da braucht es Mamas und Papas, die die Kinder zum Training und zu den Spielen fahren. Das Potential ist also da. Daher verstehe ich zum Zweiten nicht, warum nur ein Sechstel der Ehrungen für den Sport zur Verfügung stehen sollen, obwohl der Sport in Hoyerswerda besonders stark ist. Warum stehen aber gleichermaßen zehn Ehrenamtskarten für die Hoyerswerdaer Kirchen zur Verfügung? Da wird ohne jede Frage auch tolle und wichtige Arbeit geleistet, aber die wenigen Helfer stehen in keinem Verhältnis zu den vielen hundert Ehrenamtlichen bei den Sportvereinen. Das ließe sich für die anderen Bereiche auch ähnlich ausführen, wobei natürlich das kulturelle und soziale Engagement – hier hätte man auch kirchliches Engagement einordnen können – nicht unterschätzt werden darf. Beim Engagement für die Feuerwehren möchte ich keine Abstriche machen, das ist wahrlich kein Zuckerschlecken und eine lebenswichtige Aufgabe, da darf die Stadt ruhig jedem Einzelnen einmal im Jahr Danke sagen.
Und auch wenn ich wieder mehr Textanteil auf das „Haar in der Suppe“ verwende: Ja, die Ehrenamtskarte ist eine tolle Idee, das Engagement der vielen Bürger einmal nicht einfach nur durch eine Urkunde oder Prämie zu würdigen, sondern ihnen eine Karte in die Hand zu geben, die für Aufmerksamkeit sorgt. Man fällt natürlich auf an der Kasse in der Lausitzhalle, wenn man mit dieser Karte ankommt und kostenlos rein darf. Das ist beabsichtigt. Denn das, was vielerorts stets hinter verschlossen Türen oder auf Sportplätzen, in Kindereinrichtungen oder eben auch in kirchlichen Einrichtungen geleistet wird, wird so in die Öffentlichkeit gebracht. Und das ist auch gut so.
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