Ich könnte hier viel mehr und sicher auch etwas regelmäßiger schreiben und veröffentlichen, doch oft fehlt der entscheidende Pfiff, der aus einer Nachricht eine erzählenswerte Geschichte macht. Besonders praktisch machen sich immer O-Töne – also Stimmen der Beteiligten – wenn man sie denn bekommt…
Presseleute haben das oft sehr einfach. Die melden sich einfach formlos per E-Mail oder auch telefonisch beim jeweiligen gewünschten Gesprächspartner, säuseln kurz, für welche wichtigen Zeitungen sie unter anderem arbeiten und kriegen mir nichts dir nichts ihre Antworten. Ein „normaler Bürger“ hat diese Möglichkeiten nicht. Und dennoch ist es so gewollt und richtig. Schwerlich können zum Beispiel Verwaltungen oder Firmen Jedem Auskunft geben, dafür gibt es Multiplikatoren, die die Aufgabe übernehmen und brennende Fragen stellen und die darauf erhaltenen Antworten veröffentlichen und somit möglichst breit streuen. Schon aus ökonomischen Gründen hat sich dieses Prinzip bewährt. Doch mit der sich ändernden Medienwelt – plötzlich rangeln so viele verschiedene Medien um die wertvollen O-Töne, muss eine Priorisierung her. Das ist auch verständlich, da müssen dann eben Vertreter weniger etablierter Medien wie lokale Online-Magazine oder Weblogs eben hinten an stehen und etwas länger warten. Während der Zeitungsvertreter schnell zwischen Tür und Angel sein Interview bekommt, müssen die neumodischen Dingsbums-Leute halt mal ne Woche warten. Auch damit kann man leben. Ärgerlich ist es aber, wenn dann so gar keine Antworten kommen wollen. So geht es mir mit diversen offenen Geschichten. So zum Beispiel bei der Geschichte mit den städtischen Großbrunnen. Nachdem zunächst die vier markantesten Brunnen aus Kostengründen nicht in Betrieb genommen werden sollten, wurden dann plötzlich im Mai zumindest der ZDF-Brunnen und der Brunnen auf dem Lausitzer Platz in Betrieb genommen. Da bietet es sich natürlich an, nachzufragen. Das habe ich am 12. Mai getan und unseren Oberbürgermeister Stefan Skora unter seiner offiziellen E-Mail-Adresse eine Anfrage geschrieben.
Sehr geehrter Herr Skora,
ich betreibe das Weblog Hoyerswerda lebt – eine Art Zeitung im Internet und befasse mich dabei mit verschiedensten Dingen rund um die Stadt. Dabei hatte ich im April angeregt durch Pressemeldungen des Hoyerswerdaer Wochenblattverlages (SZ/LR) auch über die im Zuge des Haushaltskonsolidierungskonzeptes nicht in Betrieb genommenen Brunnen berichtet. Nun wurden zumindest der ZDF-Brunnen und der Brunnen auf dem Lausitzer Platz wieder in Betrieb genommen. Dazu möchte ich gern folgende Fragen stellen:
Glaubt man Medieninformationen, so wurden die Brunnen auf Ihre persönliche Weisung hin in Betrieb genommen. Die Brunnen sind also „Chefsache“?
Aufgrund der im Haushaltskonsolidierungskonzept vorgeschlagenen Sparmaßnahmen, wurden die vier Großbrunnen nicht in Betrieb genommen, jetzt ist das doch möglich. Wie kam es dazu? Woher kommt das Geld?
Welche Firmen haben sich bereit erklärt, der Stadt finanziell zu helfen und in welchem Umfang geschieht das?
Heißt das, dass es sich hierbei nur um eine kurzfristige Lösung für dieses Jahr handelt und wir im kommenden Jahr wieder vor den gleichen Problemen stehen?
Wieviel Geld müssten die Händler im Treff-8-Center und an der Bonnhoefer-Straße in die Hand nehmen, um auch „ihre“ beiden Brunnen endlich sprudeln zu sehen?
Könnte die Lösung in der Brunnenfrage – also das Engangement lokaler Firmen für die Stadt – ein Musterbeispiel für die zukünftige Rollenverteilung sein: Die Stadt kümmert sich um das Wesentliche (Pflichtaufgaben) und die Unternehmer sorgen zusätzlich für die Sahnehäubchen und engagieren sich bei allen Dingen, die schnell und kurzfristig auch noch weiterhin zum Wohlbefinden in der Stadt beitragen können?Ich bedanke mich schon jetzt für Ihre Antworten!
Mit besten Grüßen
Robert Köhn
http://hoyerswerda-lebt.blog.de/
Mobil: XXX
Eine Antwort erhielt ich auch eine Woche später nicht. Und auch zwei Wochen später, meldete sich niemand. Gut, eine E-Mail-Anfrage kann ja auch mal verschüttet gehen, zumal unser Oberbürgermeister zwischendurch für einige Tage verreist war. Also eine kurze Erinnerung geschickt am 30. Mai:
Sehr geehrter Herr Skora,
sicher ist diese E-Mail während Ihrer Urlaubsabwesenheit verschüttet gegangen. Eine Antwort auf die darin aufgeworfenen Fragen würden mich und die Leser des Weblog Hoyerswerda lebt brennend interessieren.
Vielen Dank!
Mit besten Grüßen
Robert Köhn
http://hoyerswerda-lebt.blog.de/
Mobil: XXX
Nun gut, auch danach kam keinerlei Antwort. Ich muss wohl damit rechnen, dass meine Anfrage freundlich ignoriert wird – und es ist nicht die einzige unbeantwortete Anfrage an die Stadt(verwaltung). Ähnlich geht es auch bei Anfragen an große ortsansässige Händler zum Thema Einkaufscenter in Bautzen. Oder auch Anfragen an Sportvereine. Oder bei Themen, die zum Beispiel… ach geschenkt.
Denn es gibt natürlich dennoch auch Unternehmen und Politiker, die den Dialog führen – auch wenn man da einige Tage auf Antworten warten muss, was bei neuen Medien nicht so ungewöhlich ist. Und da habe auch ich noch eine größere Hausaufgabe offen – die ich in den kommenden Tagen abarbeiten will. Auch ich will mich bemühen, schneller zu reagieren!