Der Hoyerswerdaer Fußball unterbietet sich seit einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit mit einer Peinlichkeit nach der Anderen. Besonders böse wird das, wenn dabei sogar die eigenen Vereinmitglieder hinter das Licht geführt werden sollen. Meist ist das bei den jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen der Fall. Denn oft passen Anspruch und Wirklichkeit nicht zusammen…
Beim Hoyerswerdaer SV 1919 am Adler hat man das Mantra entwickelt, seinen Spielern kein Geld zu zahlen. Freilich ist das glatt gelogen und Jeder weiß das. Selbstverständlich werden auch und gerade beim Bezirksligisten neben pauschalen Aufwandsentschädigungen, Fahrtkosten und ähnliches gezahlt. Gerüchteweise sollen diese Zahlungen weit über dem tatsächlichen Aufwand liegen. Wenn man aber als Verein offiziell keine Gelder an Spieler zahlt, wie kann man bei der Präsentation des Jahresabschlusses seinen Mitgliedern diesen heiklen Passus verheimlichen? Man kann bei der Verlesung nuscheln oder es auf der Präsentation irgendwo verstecken – half Alles nichts: Bei der Präsentation der Bilanz für das vergangene Jahr meuterten die 1919-Mitgieder. Wo kommt denn plötzlich der fünfstellige Posten für Gehaltszahlungen her? Wir haben doch keine Angestellten im Verein, die Geld bekommen? Freilich wurde diese Diskrepanz nicht zufriedenstellend aufgeklärt. Doch die Mitgliederversammlung hatte noch eine weitere Überaschung parat – so klärt selbst der offizielle Vereinsartikel auf:
Einstimmig aber wurde auf der Mitgliederversammlung beschlossen, dass in Zukunft jedes Mitglied je Monat 2,00 Euro Eigenbeitrag entrichtet, damit auch in Zukunft die Spielerkleidung zentral beim HSV 1919 gewaschen werden kann und bei den Spielen komplett zur Verfügung stehen.
Aha, nun muss also ein nach eigener Aussage wirtschaftlich gesunder Verein. Der größte (wobei man bei den angegebenen Zahlen ja immer skeptisch sein sollte…) Fußballverein der Stadt muss aber von seinen schätzungsweise 400 aktiven Mitgliedern jetzt eine Wäsche-Wasch-Umlage kassieren – wohlgemerkt ein Verein, der bisher sowie schon für seine unverschämt hohen Beiträge aufgefallen ist. Das würde ja nach Adam Riese bis zu 9.600 Euro Mehreinnahmen ergeben (Ausnahmen werden bestimmt bei der Ersten Männermannschaft wegen deren hohem Aufwand für Training und Spiele gewährt)! Keine schlechte Idee – ein Schelm wer diese angeblichen Wäsche-Wasch-Kosten und den hohen Personalaufwand, der ja offiziell gar nicht existiert, weil man seinen Spielern ja kein Geld zahlt, zueinander in Verbindung setzt. So sahen es wohl auch die Kommentierer auf der offiziellen Vereins(blog)internetseite.
Damit könnte man den Preis für peinliche – aufgeflogene – Mitgliederverarsche direkt an den Fußball-Primus am Adler vergeben. Aber auch in der Neustadt gibt es Gelegenheit dazu: Da veranstaltet der Rest-FCL Hoyerswerda seine Mitgliederversammlung…
P.S.: Und selbstverständlich ging es bei 1919’s MV auch noch um die Neuwahl des Präsidiums. Da hat man die üblichen Probleme, dass sich das niemand antun möchte. Was macht man beim größten Fußballclub der Stadt? Man verkleinert einfach das Präsidium, doch dazu bedarf es einer 2/3-Mehrheit der Mitglieder. Da sich diese nicht abzuzeichnen schien, vertagte man diese brisanten Punkte auf eine Folge-MV. Das Gute daran: Da wird dann nur noch die absolute Mehrheit der Stimmen benötigt – das sollte doch drin sein…
-OFFENLEGUNG- Ich war bis zum Juni 2010 Pressesprecher des FC Lausitz Hoyerswerda.
2 Pings
[…] Mancher ungläubig über die hohen Summen, die die erste Männermannschaft offiziell verschlingt. Und der Schock der Wäsche-Wasch-Umlage ist auch noch nicht verfolgen. Da will man dieses Mal genauer zuhören und nachhaken. Wie heiß dieser Tanz für den Vorstand […]
[…] an dieser Stelle Geld eingespart wird, wo ist es dann hin? An dieser Stelle sei noch daran erinnert, dass die Mitglieder weiterhin die Wäsche-Wasch-Umlage zahlen, deren offizieller Grund ja die Deckung der Mehrkosten am Adler-Stadion gewesen sein […]